Im April 1945 zog die US-Armee von Westen kommend durch die Limmerstraße in die Innenstadt von Hannover und beendete damit die Herrschaft der Nationalsozialisten in Hannover. Am 8. Mai endete der 2. Weltkrieg. Im Umfeld des 8. Mai gedenken die Otto Brenner Akademie und Quartier e.V. einiger Opfer der Nationalsozialisten. Dabei geht es dieses Jahr um die Themen Deserteure, Widerstand, Alliierte Soldaten, Zwangsarbeit und die Arbeiterbewegung n Linden-Limmer. Zentraler Gedenkort ist der Fössefeldfriedhof.
Donnerstag (Himmelfahrt), den 9.5.2013 um 17 Uhr
Am Himmelfahrtstag findet um 17 Uhr auf dem Fössefeldfriedhof die Gedenkfeier für die 43 hingerichteten Wehrmachtssoldaten (Deserteure, Wehrkraftzersetzer) und die 22 durch Suizid verstorbenen Soldaten statt.
Hauptredner ist Rolf Wernstedt (Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge); Moderation Hartmut Tölle (DGB-Vorsitzender Niedersachsen/ Bremen/Sachsen- Anhalt). Treffpunkt: Werkgebäude neben der Friedhofskapelle.
An der Grenze zu Linden-Nord wurde 1868 in Limmer an der heutigen Friedhofstraße ein Militärfriedhof für Hannover angelegt. Auf ihm sind gefallene Soldaten des Deutsch-Französischen Krieges von 1870 / 1871 und Soldaten des 1. und 2. Weltkrieges beerdigt worden. Dort liegen aber auch Wehrmachtssoldaten, die von der NS-Militärjustiz verurteilt und hingerichtet wurden: dazu gehören neben Fahnenflüchtigen sogenannte Wehrkraftzersetzer und wegen Kriegsverrat Verurteilte. Besonders gnadenlos gingen die Militärrichter des Nationalsozialismus gegen jene Soldaten vor, die den Unrechtskrieg nicht (weiter) mittragen wollten. Es wurden durch die NS-Militärjustiz ca. 30.000 Todesurteile gefällt, von denen etwa 20.000 vollstreckt wurden. Nicht mitgerechnet sind hier die zahlreichen Opfer, die kurz vor Ende des Krieges an Ort und Stelle per Standgericht hingerichtet wurden. Durch die Forschungen von Stefan Ilsemann ist auch bekannt geworden, dass zahlreich alliierte Soldaten hier vorübergehend beerdigt wurden. (Siehe Veranstaltung am 23.5.)
Donnerstag, 16.05.2013 um 19 Uhr
Vortrag von Dr. Hans Dieter Schmid, Universität Hannover: „Die Sozialistische Front und der sozialdemokratische Widerstand in Hannover 1933-1936“. Ort: Freizeitheim Linden (Geschichtskabinett), 19 Uhr.
Die hannoversche Sozialistische Front, hervorgegangen aus den seit 1932 von Werner Blumenberg aufgebauten „Pionier-Ketten“, zählte zu den größten sozialdemokratischen Widerstandsorganisationen im Reich. Bis zu 700 Mitglieder waren in die Organisation und das Verteilersystem der „Sozialistischen Blätter“ eingebunden, mehr als 300 wurden 1936/37 von der Gestapo verhaftet, über 200 schließlich vor Gericht gestellt. In dem Vortrag wird die Sozialistische Front als eine nach der Art ihrer illegalen Arbeit, nach ihrer Struktur und Zielsetzung typische sozialdemokratische Widerstandsorganisation vorgestellt werden. Gestützt u.a. auf die bis 1990 im Stasi-Archiv in Ostberlin unter Verschluss gehaltenen Akten und die Akten aus dem sog. Sonderarchiv in Moskau wird sich der Referent auch mit den mancherlei Mythen und Legenden auseinandersetzen, die sich seit Kriegsende um diese Organisation und ihr Ende 1936 ranken. Abschließend wird gefragt werden, wie der „Erfolg“ des Widerstands der Sozialistische Front einzuschätzen ist.
Donnerstag, den 23.05.2013 um 19 Uhr
Vortrag von Stefan Ilsemann: „Rekonstruktion der ausländischen Kriegsgräberfelder auf dem Stadtfriedhof Fössefeld“.
Stefan Ilsemann forscht seit mehr als fünf Jahren über das Schicksal der alliierten Soldaten, die in der Region Hannover vor allem mit ihren Flugzeugen abgeschossen und dann auf dem Fössefeldfriedhof beerdigt wurden. Dabei soll es sich um ca. 300 Soldaten handeln, von denen fast alle nach Kriegsende umgebettet und in ihre Heimatländer übergeführt wurden. Zugleich ist Stefan Ilsemann ein hervorragender Kenner der Geschichte des Fössefeldfriedhofes.
Ort: Freizeitheim Linden (Geschichtskabinett), Beginn 19 Uhr.
Freitag, den 24.05. um 15 Uhr
Rundgang über den Fössefeldfriedhof zum Thema „Geschichte des Friedhofs“ mit Jonny Peter und Stefan Ilsemann.
Treffpunkt ist um 15 Uhr, der Haupteingang des Fössefeldfriedhofes an der Friedhofstraße
Sonntag, den 26.05. um 15 Uhr
Enthüllung der Legendentafel zum „August-Baumgarte- Gang“ an der Ecke Nedderfeldstraße / Wilhelm-Bluhm- Straße
„August Baumgarte (01. 11. 1904 – 17. 04. 1980), KPDu. VVN-Mitglied, von den Nationalsozialisten verfolgt u. inhaftiert, Mitinitiator des Heimrates im FZH Linden“. Anschließend Rundgang zum Thema Widerstand (Bluhm, Blumenberg, Offenstein, Ballhause, Almstadt, Baumgarte) mit Jonny Peter und Egon Kuhn. Beginn 15 Uhr.
Montag, den 27.05. um 18 Uhr
Rundgang mit Egon Kuhn „Zur Stadtteilgeschichte der Lindener Arbeiterkulturbewegung“.
Dauer ca. 90 Minuten.
Stationen sind u.a. die Weltliche Schule, das Werner-Blumenberg-Haus, die Fannystraße und das Kurt-Schumacher-Büro. Treffpunkt: 18 Uhr, Freizeitheim Linden.
Donnerstag, den 30.05.2013 um 19 Uhr
Vortrag von Janet von Stillfried: „Zwangsarbeitslager in Linden im Zweiten Weltkrieg“.
In Linden waren ZwangsarbeiterInnen nicht nur in den bekannten Rüstungsbtrieben eingesetzt, sondern auch in kleinen Betrieben verschiedener Branchen bis hin zu privaten Haushalten. Im Rahmen des Kurzvortrages werden erste konkrete Einblicke in die Zwangsarbeiterlager Badenstedter Straße 32, Leinaustraße 27 und den Lindener Schulen gegeben.
Ort: 19 Uhr, Freizeitheim Linden (Geschichtskabinett).
Freitag, den 31.05. um 15 Uhr
Rundgang über den Ricklinger Friedhof zum Thema „Ehrengräber und Widerstand“ mit Ulf Kronshage und Jonny Peter (Quartier e.V.).
In den 90 Minuten werden u.a. die Gräber von Wilhelm Heese, August Holweg, Wilhelm Bluhm, Franz Nause und Kurt Schumacher besucht.
Treffpunkt: 15 Uhr, Haupteingang Göttinger Chaussee.