Am Montag, dem 4. November 2019 spricht Dr. Wolfgang Kreutzberger aus Anlass des 30. Jahrestags des Mauerfalls und der in diesem Herbst in drei ostdeutschen Bundesländern erfolgten Landtagswahlen zum Thema: „Was ist los in Ostdeutschland?“ Er tut dies im Bewusstsein, dass eine solche Fragestellung eine Haltung des Vorwurfs und der Warnung zu beinhalten scheint, die aus der Position einer vermeintlichen westdeutschen Überlegenheit formuliert ist. Gewiss fällt es schwer, den in Ostdeutschland überdurchschnittlich zum Ausdruck gelangenden antidemokratischen, fremdenfeindlichen, antisemitischen und rassistischen Stimmungen (Pegida, AfD-Erfolge, neonazistische Gewalt) mit Gleichmut zu begegnen. Das entbindet aber nicht davon, den Gründen dafür aus einer Binnenperspektive der ostdeutschen Bevölkerung nachzugehen, soweit dies einem in der „alten“ Bundesrepublik aufgewachsenen Wissenschaftler gelingen kann.
Dr. Kreutzberger geht in seinem Vortrag auf die Erbschaft der politischen Kultur der DDR ein und auf die Erfahrungen der Ostdeutschen in der Wende- und Nachwendezeit in sozialökonomischer wie sozialpsychologischer Hinsicht. Er fragt nach Prozessen der Angleichung zwischen Ost und West und nach fortbestehenden oder neu entstandenen Unterschieden. Er erörtert, wo solche Unterschiede demokratiegefährdende Potentiale anzeigen können und wo sie einem normal zu erwartenden und bereichernden Pluralismus politischer und kultureller Einstellungsmuster und Lebenspraxen im vereinten Deutschland zuzurechnen sind.
Wie immer findet diese Veranstaltung der OB-Akademie in der Weißen Rose/Stadtteilzentrum Mühlenberg statt und wie immer sind Interessierte herzlich eingeladen.